Spuren an der Schnittstelle: Wer weiß?
Neues entsteht im Stift St. Lambrecht. Der Umbau trifft auf zeitgenössische Kunst, Profanes auf Sakrales. Zur 22. Künstierbegegnung.
Bettina Oberrainer
Fahrende Leute wie Diebe oder Bettler hinterlassen Spuren. Drei Striche in der Tür bedeuten: Dieses Haus wurde beraubt. Das war einmal, derzeit ist in St. Lambrecht das Gegenteil - eine Bereicherung - der Fall: 22. Künstlerbegegnung im Stift, heute Abend geht es ins Finale. Drei Striche, drei Kreative. Die gekommen sind, um ihre Spuren zu hinterlassen. An einem Ort, an dem sich mit den dieser Tage auf Touren kommenden Bauarbeiten für die 'Schule des Daseins' viel bewegt, Neues entsteht. Das trifft sich gut mit der zeitgenössischen Kunst.
Kalle Laar ist jener Mann, der sich mit den Diebsspuren befasst, dazu eine Performance bastelt. Der gelernte Historiker aus München, lange schon unter anderem als freier Musiker und DJ arbeitend, wagt auch einen humoristischen Blick in die Unterwelt: 'Kunst oder Unfall', das ist die Frage auf der Glasplatte, die den Holzdeckel eines Kellerloches im Kreuzgang ersetzen wird.
Laar kam ohne Konzept nach St. Lambrecht, er ließ sich an Ort und Stelle inspirieren: 'Die Architektur hat etwas Monumentales, vermittelt nicht unbedingt einen einladenden Eindruck.' Sein Interesse gilt weiters der Schnittstelle zwischen Sakralem und Profanem, dem Bewusstsein darüber, was heilig ist oder auch nicht: 'Wer bestimmt das, wer weiß davon?' Dazu setzt der Musiker einen Sound in die Kirche, den Kinder bei einem Tempelspiel fabrizieren.
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Tempelsound, rote Punkte, unbesetzte Sessel. Die Künstler, die einander und dem Stift begegnen, hinterlassen mehr als drei Striche an der Tür, ehe sie weiterfahren.
Kunst oder Unfall? Kalle Laar wirft einen Blick in die Unterwelt